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 Andreas Nordiek schreibt in fictionfantasy.de

Fritz Reichert wurde durch die Star Trek-Leidenschaft seines Enkels zum Verfassen dieses Romans animiert. Es sollte ein "Anti-Star-Trek"-Roman werden, wie er in seinem Vorwort seinen Lesern erklärt. Ein Roman, "in dem Ergebnisse der heutigen Forschung vorweg genommen werden, die aber bis Mitte dieses Jahrhunderts verwirklicht sein werden. Der Roman sollte sachlich und dennoch unterhaltend sein, er sollte Wissen vermitteln und dennoch spannend sein."
Der Autor versucht also einen Spagat zwischen einem reinen Unterhaltungsroman und einen wissenschaftlich fundiertem Roman. Dabei ist ihm schon zu Beginn an bewusst, dass die wenigsten SF-Leser über eine naturwissenschaftliche Ausbildung oder gar ein Studium verfügen, sondern aus anderen Motiven heraus zu SF-Romanen greifen. Deshalb kann sich auch jeder an die Lektüre des vorliegenden Romans begeben, denn der theoretische Hintergrund und die aktuellen Forschungsergebnisse werden allgemeinverständlich dargestellt.
Die Handlung beginnt am Ende der Geschichte. Tim Turner kehrt von einer Reise zurück, die ihn bis nach alpha Centauri führte und über 36 Jahre dauerte.
Eine Reise, die ihm tiefe Einblicke in die nähere Umgebung unseres Sonnensystems bescherte und die Planetensysteme von alpha Centauri erforschen ließ.
Eine Reise, die ebenfalls an seinem Körper und an seinem Geist zerrte und die aufgrund ihrer Dauer ihm fast in den Wahnsinn trieb, als er sich alleine zwischen den beiden Planetensystemen befand.
Der Großteil des Romans befasst sich mit der Reise von Tim Turner nach alpha Centauri und zurück. Im zweiten Handlungsstrang, der vor allem zu Beginn des Romans zu finden ist, wird eine mögliche Entwicklung der Menschheit dargestellt. Nach einer Phase von nationalen Auseinandersetzungen schafft die Menschheit es sich zu einen und verstärkt ins eigene Sonnensystem aufzubrechen. Aufgrund der wissenschaftlichen Entwicklung ist es den Menschen gelungen das körperliche Altern aufzuhalten. Als Ergebnis daraus steigt die Bevölkerungszahl so stark, dass der Druck zur Auswanderung von der Erde einfach vorhanden ist.
Der eine oder andere fiese Charakter und eine Liebesgeschichte dürfen natürlich nicht fehlen und reichern den Roman lesefreundlich an. Die wissenschaftlichen Passagen findet der Leser über den gesamten Roman verstreut, wobei sie aber nicht so detailliert sind, als dass sie den Lesefluss hemmen würden. Natürlich sollte der Leser schon ein wenig wissenschaftlich interessiert sein, denn einen reinen Unterhaltungsroman hat er nicht vor sich.
Für naturwissenschaftlich interessierte Leser hat der Autor einen ca. 100 Seiten umfassenden Anhang beigefügt, in dem die wichtigsten wissenschaftlichen Grundlagen seines Romans leicht verständlich zu finden sind.
Der Ansatz des Romans von Fritz Reichert ist wenig der phantastische, sondern er versucht auf wissenschaftlich fundierten Forschungsergebnisse seinen Roman aufzubauen und möchte damit letztlich seine Leser für die Naturwissenschaft gewinnen. Ein großes Publikum wird er mit seinem Roman nicht erreichen, dazu ist er zu theoretisch. Sein Ansatz hat mir dennoch gefallen, da er sich von den reinen Unterhaltungsromanen, die für jeden Leser verständlich sind, stark unterscheidet. Mir persönlich hat die Darstellung der momentanen wissenschaftlichen Forschung und ihre Exploration 50 Jahre in die Zukunft den einen oder anderen neuen Blickwinkel eröffnet.
Da es sich um den Debütroman des Autors handelt, sind Abstriche beim Stil einfach zu erwarten gewesen, zumal das Unterhaltende ja nicht nur im Vordergrund stand. Insoweit sind die meisten Charaktere knapp geraten und der Spannungsbogen nicht über die gesamte Story gleichbleibend hoch gehalten. Ich habe aber schon weitaus schwächere SF-Romane gelesen und nicht nur von deutschsprachigen Autoren, so dass Fritz Reichert seinen Spagat durchaus gerecht werden konnte.
 

Siegfried Breuer schreibt bei Alien Contact

Der Titel nimmt leider bereits vieles vorweg, denn es geht in alpha Centauri in der Tat primär darum, den Menschen neue Welten zu erschließen, nachdem unbemannte Sonden die Vergeblichkeit solcher Bemühungen auf den Planeten und Monden unseres Sonnensystems nachgewiesen haben. In Gluthöllen und Eiswüsten lebt es sich schlecht. Fritz Reichert versucht sich nun an der Quadratur des Kreises, er will einen unterhaltsamen und doch wissenschaftlich-technisch fundierten Roman schreiben. Die üblichen Science-Fiction-Abenteuer erschienen ihm zu unglaubhaft - viel Fiction, kaum Science. Damit nähert er sich zwangsläufig der Ingenieur-Phantastik, die sich in filigranen Einzelheiten der Technik und ausschweifenden wissenschaftlichen Exkursen ergeht. Diese Gefahr besteht im Falle von alpha Centauri allerdings nur dann, wenn man die im ausführlichen Glossar erläuterten Hintergründe während der Romanlektüre nachschlägt. Die Artikel stellen auch im Nachhinein eine lohnende Wissensquelle dar.
Mitte des 21. Jahrhunderts verändern sich die Lebensumstände der Menschheit grundlegend. Die UNO zerbricht in die drei konkurrierende Nachfolge-Organisationen UNP (Vereinte Nationen des Pazifischen Raums), UNA (Vereinte Nationen der Atlantik-Anrainer) und UNI (Vereinte Nationen der Eismeere und erkalteten Kontinentalregionen). Die alten Machtblöcke existieren nicht mehr, das Militär hat ausgedient. Die Kernfusion löst die fossilen Energieträger ab, und durch die Telomer-Therapie wird ewige Jugend möglich. Damit geht eine wesentlich erhöhte Lebenserwartung einher, denn nicht Altersgebrechen, sondern nur Unfälle und vermeidbare Risiken können zu einem vorzeitigen Ableben führen. Ewige Jugend bedeutet aber auch ewige Fruchtbarkeit und damit eine enorme Überbevölkerung. 42 Milliarden Menschen bewohnen die damit völlig überforderte Erde und einige Kuppelstädte auf dem Mond. Im Jahr 2063 bricht darum der erste Kundschafter, Michael Hopkins, zum Barnardschen Pfeilstern auf (er bleibt eine Randnotiz). Ein Jahr später folgt ein weiteres Expeditionsschiff, die Centaurus 1, in Richtung alpha Centauri. Das einzige Besatzungsmitglied, Dr. Tim Turner, ist der eigentliche Protagonist des Romans, denn seine Reise zu den drei Sternen alpha Centauri A, B und C (auch Proxima Centauri genannt) bildet den roten Faden des Buches. Turner wird insgesamt vierzig lange Jahre unterwegs sein, und das keineswegs im Kälteschlaf liegend. Einer solchen psychischen Belastung ist er auf Dauer nicht gewachsen. Es kann ihn auch nicht befriedigen, in dem Androiden Tao (einer Kreuzung aus Nexus 6 und Marvin) einen Schachpartner zu haben, der ihn noch dazu ständig daran erinnert, sich zu rasieren und regelmäßig die Zähne zu putzen. Ansonsten nichts als Einsamkeit und Bordroutine.
Auf der Erde bleiben die besten Freunde Tim Turners zurück, die Psychologin Dr. Anna Binder, deren Tochter Tasia und Yang Lu-ni, Generalsekretärin der UNP. Sie werden Zeuginnen des Einschlags von unzähligen Bruchstücken eines großen Asteroiden auf der Erde. Der Himmel verdüstert sich, die Polkappen schmelzen, viel Land geht unter, und die wenigen Millionen Überlebenden begucken sich die Katastrophe lieber von den höher gelegenen Bergregionen oder gleich vom Mond aus. Nebenbei löst sich das Problem der Überbevölkerung ganz von selbst, die Raumarchen zum alpha Centauri werden nicht mehr benötigt.
Kann auf so viel Ungemach ein Happy End folgen? Die Centaurianer jedenfalls halten sich aus dem ganzen Schlamassel völlig heraus. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, die vielleicht im nächsten Roman von Fritz Reichert erzählt wird.
Der Autor genießt seinen Ruhestand auf Hawaii, was seine Phantasie spürbar beflügelt hat. Die wenigen nicht mit Fakten und Analysen untermauerten Szenen kehren immer wieder zu der Insel, ihrer Geschichte, ihrem angenehmen Klima und dem Observatorium auf dem Vulkan Kilauea zurück. Verdienten Größen der Wissenschaft erweist er versteckt oder ganz bewusst seine Referenz (so Carl Sagan in Form eines fiktiven Enkels und Jesco von Puttkamer als »Dr. Jesco«, dem Stationsarzt der Mondstadt Aitken-Town). Fritz Reichert ist einer der Optimisten, die stets eine Handbreit Zukunft unter dem Kiel haben, während andere längst in einem ausgetrockneten Salzsee gestrandet sind. Das lässt sich zwar nicht wissenschaftlich begründen, macht ihn aber bei all den Weltuntergangs-Propheten zu einer erfreulichen Ausnahme. Auch wenn düstere Zukunftsentwürfe die Regel bleiben werden.
• Siegfried Breuer • ALIEN CONTACT
 

 

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fritz-reichert@arcor.de